„Es ist alles schon fertig, aber es ist auch fertig, die Lösung des Lebens und das Leben muss offen bleiben. Das ist das Problem.
Also Plattenbau ist eigentlich in einer reicheren Gesellschaft, perspektivisch zu betrachten, als in einer ökonomisch beengten Gesellschaft.“ *
Schönwalde II wurde von 1974 – 1980 auf den Wiesen nordöstlich der Anklamer Straße errichtet. Seit 1990 bis 2017 sind 27 Jahre vergangen. Das Wohngebiet steht also seit einem halben Jahrhundert, ohne dass etwas wesentliches für die freie Entfaltung, wenn man Sportstätten zum Angebot des „Spielraums“ hinzunimmt, im unmittelbaren Wohnumfeld ergänzt wurde.
Das ursprünglich geplante multifunktionale Stadtteilzentrum (auf dem Standort des heutigen Schönwalde Centers) mit Bibliothek, Mehrzwecksaal mit 470 Plätzen, Gaststätte, Cafés, Milchbar, Wäscheannahme-, einer Obst- und Gemüseverkaufstelle und weiteren Verbesserungen des Wohnumfelds, wie zu seinerzeit angesagten Kegelbahn, wurden nie errichtet. Einzig die Kaufhalle, wo heute das zu REWE gehörende Penny ist, konnte mit den letzten Mitteln noch gebaut werden. Die Versprechungen der DDR tönen noch nach, was aber noch empörender ist, dass bis heute keine dieser Utopien in zeitgemäßer und qualitativ angemessener Form umgesetzt wurden, obwohl sie immer noch bitter fehlen.
Die hohe Verdichtung der überbauten Wiesenfläche, welche Koitenhagen angehört hat und als „Schönwalde“ II übertüncht wurde, läßt bis heute wenig Platz zum Erdenken neuer Gebäude und Erschaffung für „Raum“ zur Entfaltung.
Die Plattenbauten an der Makarenkostrasse waren wohl mal ursprünglich mit Ladenzeilen davor geplant. Möglich, dass es heute einen Leerstand dieser Läden geben würde oder gegeben hätte. Vielleicht würden darin Nachbarn ihre Wohnung eingerichtet haben, Künstler ihr Atelier darin betreiben, Treffpunkte für verschiedene Initiativen und Vereine darin sein oder einfach Möglichkeiten für kleine Geschäfte existieren, die im Viertel für das Viertel da sind oder spezielle Angebote vorhalten, die auch in anderen Stadtteilen fehlen. Solche Läden „müssen“ nicht immer alle zu 95% vermietet sein, aber sie sind ein Teil des Möglichkeitsgefüges das eben besonders in diesen „Neubauvierteln“ im ohnehin von Raumnot geplagten Greifswald fehlt.
Diese Örtlichkeiten fehlen und sie fehlen auch weiterhin bei den gerade abgeschlossenen Sanierungen und Neugliederungen in der Makarenkostrasse. Warum werden solche Investitionschancen der Wiedergutmachung und Wiederherstellung eines Gleichgewichts für die Kultivierung eines städtischen Wohlfühlraums in einer der DDR im Wohlstand überlegeneren Gesellschaft nicht genutzt? Und das, bei den gepriesenen Variationsmöglichkeiten des WBS 70 ?
Und es gibt wieder kein Leben.
* User: Wbm Mediathek, Minute 3:52-4:11, hochgeladen am 27. Dezember 2011, Bruno Flierl, PLATTENKÖPFE – Bruno Flierl, https://www.youtube.com/watch?v=x2z74vZMHl , abgerufen am 25 Februar 2017